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„Der Besuch der alten Dame“ ist ein Theaterstück von dem schweizerischen Dramatiker Friedrich Dürrenmatt. Ich halte das Werk für eine moralische Geschichte mit der Struktur einer griechischen Tragödie, indem der Hauptcharakter, der Alfred Ill, die Rolle des griechischen Helden spielt. Es handelt sich um eine Auswahl von Themen, die meisten davon zusammenverbunden werden, wie zum Beispiel die Problematik der Gerechtigkeit, die Rache, der griechische Sinn von dem Schicksal und die Verdorbenheit der menschlichen Natur als Folge von Geld- und Machtgier. Wenn ich nicht das Stück tief studiert hätte, hätte ich nicht die philosophischen Auswirkungen solcher Themen geschätzt, demzufolge wäre meine Neugier wirklich geweckt hat, war das Thema und philosophische Debatte von der Gerechtigkeit: was wir mit der Gerechtigkeit meinen, wie die Gesellschaft die Gerechtigkeit ausübt und inwiefern es Ihr gelungen ist. Dürrenmatt beabsichtigte, solche Fragen aufzubringen.
Als
jemand, der sich für das Theater interessiert, ist es nötig, das Folgende in
Betracht zu ziehen. Ohne dass man sich den Einfluss von Brechts Theorie und
Praxis des epischen Theaters auf Dürrenmatts Dramatik deutlich macht, ist die
Gesellschaftsbezogenheit seiner Literatur nicht angemessen zu verstehen. Seine
ausführlichen Bühneanweisungen, besonders in der vor dem ersten Akt, spiegeln
sich Brechts Vorstellungen vom epischen Theater, dessen Ziel ist, ein Abstand
zwischen der Bühne und dem Zuschauer zu erschaffen, damit man objektiv den
Mangel an Gerechtigkeit sehen kann. Beispielsweise wenn alle der im Güllen
lebenden Bürger gelbe Schuhe tragen, oder im letzten Akt als die Bühne etwas ähnlich
wie ein Gerichtsaal aussieht, umzu zeigen, dass das Leben des Alfreds wirklich
auf Probe ist. Das Thema von der Gerechtigkeit wird durch die Theaterauffassung
von Brecht dargestellt, und das ist nur ein Grund, warum die Problematik der
Gerechtigkeit in diesem Fall faszinierend ist.
Das
Problem der Gerechtigkeit mit den Teilproblemen Schuld und Rache ist ein
Schwerpunkt des Dramas. Im ersten Akt gelangt die Klara als Milliardärin zu der
Einsicht, man könne sich mit genügend Geld alles kaufen, bzw. die
Gerechtigkeit. Ich will Jura an der Uni studieren, deswegen lege ich groβen
Wert auf das Prinzip, dass es eine Gleichheit der Gerechtigkeit gibt, egal ob
man reich oder arm ist. Aber in diesem Fall ist es der Klara gelungen, die
Vergeltung von dem zum Tode verurteilten Alfred durch seinen Tod zu bekommen.
Wie es kurz gesagt wird, „Gerechtigkeit für eine Milliarde“. Hier geht es um
die Frage, was meint die Klara, als sie „Gerechtigkeit“ sagt? Wird der Tod des
Alfreds ein gerechtes Mittel, indem die Klara endlich ihre Vergeltung von ihrem
Fehlurteil bekommen kann? Meines Erachtens ist das Leben für die Milliarde
nicht nur die Vergeltung der Klara, sondern auch wie Güllen sich in ihrem schäbigen
Bordell ändert, demzufolge wie Klara ihre Macht erweitert. Denn durch das
Problem der Gerechtigkeit rief diese Debatte hervor, ist meine Neugier geweckt
worden.
Danach
musste ich über die Unterschied zwischen der Gerechtigkeit und der Rache
nachdenken, um zur Schlussfolgerung zu kommen, ob die Klara durch ihr Geld
versucht, Gerechtigkeit zu bekommen, oder sich zu rächen. Obgleich es eine
Vielfalt von Ansichten darüber gibt, kam ich zum Schluss, dass Klara den
Begriff von Gerechtigkeit als Vorwand benutzt, und fordert einen Mord aus
Rache. Der Mord ist eine halb irrsinnige Tat einer enttäuschten Frau aus übermäβiger
Liebe, und diese unbequeme Liebe ist durch den Verfremdungseffekt dargestellt
worden, als die beiden in dem Konradsweilerwald saβ: Indem Klara für ihre Rache
den Begriff wählt, ermöglicht dadurch den Güllenern, ihr unrechtes Verhalten
gegenüber Ill ebenfalls für gerecht zu halten. Das im Güllen wohnenden
Kollektiv wird ein Mikrokosmos der zeitgemäβigen Gesellschaft. Dürrenmatt hatte
die Absicht, seine Zuschauer zu beunruhigen. Sie müssten durch das auf der Bühne
gezeigte Geschehen herausgefordert werden, über ihr eigenes Verhalten
nachzudenken. Ich war keine Ausnahme davon. Als ich das Stück gelesen habe,
habe ich gedacht, wenn ich eine Menge Geld hätte, würde ich versuchen, mich zu rächen?
Auβerdem dachte ich, hätte ich während des Wirtschaftwunders gelebt, hätte ich
jemand getötet, um eine Milliarde zu bekommen? Die Geschichte von Dürrenmatt
und dem Stück wegen des Wirtschaftwunders war ganz wichtig, indem man fühlte,
Geld sei das Wichtigstem und alles sei damit machbar. Deshalb habe ich Zweifel,
ob mein moralischer Glauben durch die Geldgier ersetzt würde.
Wenn
es von dem Standpunkt des Alfreds gesehen wird, sieht die Gerechtigkeit etwas
anders aus; sein eigenes Schicksal. Der antike und klassische Sinn von Tragödie
gestattet den Zusammenstoβ letzter Werte, den Konflikt zwischen Freiheit und
Notwendigkeit, zwischen dem autonom gesetzten Willen des wertvollen Einzelnen
und dem Schicksal. Der Alfred bewältigt die Vergangenheit, und als Ergebnis
davon spielt er die Rolle des griechischen Opfers, dessen Schicksal
unvermeidbar ist. Er sagte zum Bürgermeister „Ich unterwerfe mich eurem Urteil,
wie es nun auch ausfalle. Für mich ist es die Gerechtigkeit.“ Ich wäre eher
geneigt gewesen, mit Alfreds Aussage zu zustimmen, wenn sein Tod nur aus dem
damaligen Fehlurteil ging. Aber in diesem Fall geht es um viel anders, dass
Klara die Rolle der Schicksalsgöttin spielt, um ihre Machtgier durch Rache zu sättigen.
Wie der Lehrer sagte: Mann dürfe die Tat nur begehen, wenn es nicht um
materielle Werte, sondern allein um die Verwirklichung von Gerechtigkeit gehe.
Aber in der Lage der Klara geht es nicht nur um „materielle Werte“, sondern
auch Macht durch immaterielle Kontrolle der Güllener. Deshalb war das Thema der
Gerechtigkeit wirklich facettenreich, weil es immer anders von dem
verschiedenen Standpunkten der Figuren aussieht. Während Alfred glaubt, dass
die Gerechtigkeit sein Tod ist, denn es ist sein wegen damaligen Handlungen
verdientes Schicksal, wenn es von dem Standpunkt der Güllener gesehen wird,
wird der Mord als Verwirklichung der Ideale und der Gerechtigkeit umgedeutet.
Als
Schlussfolgerung muss ich zugeben, dass es nie einem solchen Stück gelungen
ist, solche tiefen Debatten aufzubringen. Hätte ich nicht diese Stück gelesen,
wäre mein Kenntniss und Verständnis von dem Konzept der Gerechtigkeit immer
noch begrenzt und simplistisch gewesen. Es war ein solcher Genuss, sowohl die
Unterschiede zwischen der Rache und der Gerechtigkeit gegen dem Hintergrund des
Wirtschaftwunders zu untersuchen, als auch die Theaterauffassung Dürrenmatts
mit Brecht zu vergleichen. Obwohl im Gegensatz zu Brecht Dürrenmatt allerdings
auf einen ideologische Überbau verzichtete, und war der Meinung, dass er als
Schriftsteller die Welt nicht verändern könne, bin ich immer noch der Ansicht,
dass es wichtig war, die Zuschauer herauszufordern, über ihr eigenes Verhalten
nachzudenken.
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